Was tue ich?

Ich darf, beginnend vom 01.09.2014 elf Monate lang an der Visions of Hope Christian School “Rose of Sharon” auf den Philippinen ein Freiwilliges Soziales Jahr machen.
Die Kinder, die ich dort unterrichten und lieb haben darf, sind ehemalige Straßenkinder im Alter von drei bis sechzeh Jahren.
Als eine von insgesamt 17 Freiwilligen, die ADRA live dieses Jahr in verschiedene Länder entsendet, habe ich nun die Möglichkeit, von meinem Überfluss abzugeben und durch meine Zeit und meine Kraft das Projek zu unterstützen und mitzuhelfen, dass Menschen wieder hoffen können.

Donnerstag, 25. September 2014

Hier bin ich... In Manila...

Es gibt ein wunderbares Lied, das meine Betrachtungen über die Prozedur zur Visumsverlängerung, die wir gestern über uns ergehen lassen mussten, bestens ersetzt....Es ist leider etwas länger und deshalb will ich nur noch vorausschicken- sooo schlimm wars gar nicht- vor allem die vielen verschiedenen wunderschönen Pässe aus aller Herren Länder haben es mir absolut angetan!!!

Einen Antrag auf Erteilung eines Antragsformulars: http://youtu.be/Q52OcNr92fo

Montag, 22. September 2014

Field trip...

Es ist heiß. Es ist klebrig. Es ist schmerzhaft.
Aber in keiner Sekunde bereue ich es. Ich sitze mit zweiundzwanzig Kindern und drei Erwachsenen in unserem geliebten Minibus, in dem wir schon so viele wundervolle Stunden verbracht haben. Wir fahren auf Klassenfahrt. Dicht an dicht drängen sich die kleinen verschwitzten Leiber aneinander und die Klimaanlage, die uns sonst regelmäßig einen Hinrfrost verpasst, kommt gegen die gesteigerte Zellatmung in diesem Vehikel nicht an.
Auf der Hinfahrt hatte ich unser, von allen Seiten mit Liebe vollgestopftes Baby auf dem Schoß. Der Kleine war aber sehr genügsam und ist nach wenigen Kilometern aufrecht an mein Brustbein gelehnt weggeratzt. Die Rückfahrt war da schon spannender.
Fest und unangenehm gegen die Heckklappenverriegelungsmechanik gedrückt, schläft eine süße Rechamay auch noch mit dem Schädelknochen genau auf mein Schlüsselbein drückend, auf meinen linken Bein. Mittig, zwischen den Waden am Boden klemmt Hanna und auf dem rechten Oberschenkel liegt zusammengeklappt Nenen. Es ist heiß, es ist klebrig, es ist schmerzhaft. Ich kann mich kaum bewegen, döse selbst, halte aber bei jeder Bodenwelle und Unebenheit reflexartig sämtliche (vor allem Rechamays) Köpfe fest. Diese schlafenden Bündel, und kaum mehr sind sie, die wie die Kinder auf den Plastikstühlen im Mittelgang, nichts und niemanden zu bemerken scheinen, so klein und unbeholfen, aber so voller Leben, so wertvoll; sie lassen mein Herz hüpfen, meine Nasenspitze kribbeln und meine Augen lächeln...

Mittwoch, 17. September 2014

Hier ebenso...

Und bestimmt ab und an auch hier...

Manchmal auch hier...

Hier auch...

Und hier...

Hier bin ich...

Außrordentliche Lehrersitzung

"Rabbit" "Seal" "Lion" "Butterfly" "Cat" schallt es in meinen Ohren.
"Draw!" Mit bestimmter Miene wird mir ein Bleistift und ein DinA3-Löschpapier in die Hand gedrückt. Zu dritt knien wir auf dem Gang vor den Klassenzimmern, wo wir am ersten Tag so herzerweichend begrüßt wurden. Es regnet. Ich meine es regnet wirklich, draußen, vor der Überdachung. Meine abgewinkelten Beine beginnen zu schmerzen, aber es laufen ständig mehr Kinder hinzu. Durch den Regen, in ihren grün-gelben Uniformen, gekrönt von ihren pechschwarzen Haaren, rennen die Mädels mit ihren Schultaschen auf dem Kopf- damit sie nicht nass werden. Sie haben keinen Unterricht, wegen außerordentlicher Lehrersitzung.
Es ist wie in meinen Vorstellungen, die ich als kleines Kind von meinem Leben hatte- nur diesmal echt. Ich kann die Kinder anfassen, mit ihnen reden und manchmal ganz deutlich und schmerzhaft auch spüren, wenn mir eines auf den Fuß tritt, mich unerwartet anspringt, mir versucht die Finger zu verbiegen oder mich aus Versehen beißt.
Und während ich meine Striche auf dem Blatt verteile, damit die Kinder Schmetterlinge, Robben und Pinguine darin sehen, überkommt mich ein tiefes Glücksgefühl. Ja, hier bin ich richtig. 

Montag, 15. September 2014

Was will ich teilen?

Es gäbe so viel Neues, über das man schreiben könnte.

Gerade, wenn man in der Stadt unterwegs ist, findet man an jeder Ecke Inspiration, überall etwas zu sehen, etwas, das man eigentlich notieren müsste, eine Situation die Aufmerksamkeit und einen oder auch zwei Gedanken verdient. Zum Beispiel den zweckmäßigen Kleidungsstil, den man sich in Manila zulegen sollte. Man müsste nämlich hier immer darauf achten, eine Fleecejacke oder Vergleichbares dabei zu haben. Im tropischen Klima?
Jawohl! Sobald man nämlich ein Auto, einen Bus, ein Geschäft oder jeglichen bewohnten Innenraum betritt, wird man unweigerlich tiefgefroren. Das geht sogar so weit, dass man irgendwann froh ist, nach draußen zu dürfen, um einem Hirnfrost oder ernsthaften Erfrierungserscheinungen vorzubeugen. Der ständige kalte Wind müsste- aller Erfahrung nach- eigentlich Symptome wie Kopfschmerzen und im allgemeinen schmerzende Glieder hervorrufen. Doch das tut er nur ganz selten. Bleibt als Fazit, dass falls man die deutsche Januarkälte vermisst, nur einen KFC, einen Bus, einen Wendy's, einen Mc oder ähnliches aufsuchen muss, und schon kann man nach Herzenslust frieren...

Oder man könnte berichten, von der Morgendämmerung über der Stadt, wenn die Obdachlosen vor der hochglanzpolierten Spielebank aufwachen und Elend und Leichtsinn sich in bizarrer Weise treffen.
Oder von den Lichtern der Hochäuser, die wie kleine leuchtende Feenhöhlen nacheinander verlöschen.
Oder von Kinder, die in ihren Uniformen, wie die Ameisen um sechs Uhr morgens in die Schule pilgern.
Oder von dem Gefühl, das sich einstellt, wenn man angezischt, angestarrt, angepfiffen, angesprochen wird, wenn man mit ganz einfachen Sachen und nicht schön hergerichtet die Straßen druchschreitet.
Oder auch ganz alleine von einem einzigen Straßenzug, von dem es unmöglich ist, auch nur einen Überblick zu geben, verändert er sein Gesicht doch jede Sekunde so völlig.
Davon, dass es Tricyclefahrer gibt, die extra ihren Rückspiegel so einstellen, dass sie dich darin beobachten können.
Oder von Menschen, die auf dem Grünstreifen der vierspurigen Hauptstraße Manilas mit dem Ausdruck der völligsten Gelassenheit in Hängematten baumeln und den Verkehr beobachten, gerade so, als wäre das der selbstverständlichste Weg zu leben.
Oder von einem strahlend silbernen Fahhrad, das zwischen weitläufigen sonnenüberflutetem Wasserlöchern an der weit und breit einzigen Palme lehnt.
Von den Wasserlöchern und großen weißen Vögeln, die über die, mit lila Blumen überwucherten Sümpfe ziehen.

Ich weiß nicht, wovon ich erzählen soll.

Glück

Die Morgensonne bricht sich im Wasser, malt Streifen und kleine Wellen auf die Oberfläche und lässt die schwarzen Kinderhaare aussehen, als wären sie mit einem feinen Perlennetz überzogen. Das türkisblau des Pools im Kontrast zu den schwarzen Haaren und bunten Schwimmsachen und dann der gedeckte sandfarbene Stein der Einfassung geben ein malerisches Bild. Hier macht ein Kind einen Salto ins Wasser, dort springt ein eines mit Anlauf über ein anderes. Ihr kleiner Schwimmchampion brauchte heute 19 Sekunden für eine Bahn und wenn ab und zu ein kleiner Sonnenschein aus dem Wasser steigt, zu mir herüber rennt und verstohlen mit seinen kleinen Händen nach meinen greift, sie einnmal drückt um dann wieder im kühlen Nass zu verschwinden, habe ich kein dringenderes Bedürfnis, als diesen Moment einzufrieren, mitzunehmen, zu teilen, zu verschenken;
das Glück weitergeben, das von einem Paar nasser Kinderhände tropft....

Man sollte sich mit dem Koch anfreunden...

Es war eine filmreife Szene. Wir betreten vorsichtig die neonlicht erleuchtete Küche. Unsere Papiertüte, die wir bei der zusammengefalteten Fahrt im Tricycle wie einen Schatz gehütet haben, unterm Arm stehen wir in der Tür. 2,49€ haben wir bezahlt- für Bananenchips, Toilettenpapier, eine Packung Tofu, Bananen, Taschentücher, Sojamilch und ich weiß nicht, was noch alles.
Dort am Küchentisch sitzt ein für hiesige Verhältnisse großer, breitschultriger Mann mit einem verschmitzen Grinsen im Gesicht. Er bietet uns an, aus einem mindestens einen Meter durchmessenden Topf, voll dampfendem, blütenweißen Reis, zu schöpfen. Dazu stehe ein großer Teller Gemüse bereit.
Kuya Flo sei sein Name und während wir essen und scherzen, lachen und uns, soweit möglich unterhalten, entsteht in diesem Halbdunkel vor meinem geistigen Auge die Illusion eines gutmütig lächelnden Maorikoches, der auf seinen Kochtöpfen auch mal einen flotten Sambarhythmus trommelt, der pfeifend in seinen gemaserten Holzschüsseln geheime, mit viel Humor gewürzte Saucen anrührt...Der beim Widerschein des Feuers, der sich in seinen Lachfalten festhängt, von Runzel zu Runzel springt und sich schließlich in seinen Augen niederlässt, um dort, wen auch immer er beobachtet zu faszinieren, leise vor sich hinsummt. Die gute Seele in der Küche...

(Anmerkung: er ist wirklich Gold wert!! Seitdem er weiß, dass wir Vegetarier sind, macht er sich die Mühe und zaubert jeden Tag einen extra Teller für uns beide...und auch wenn überdurchschnittlich oft Omelette dabei herauskommt, hat er dabei schon oft kreative Höhenflüge gezeigt...das beste, was wir aus seiner Kelle gegessen haben war zweifelsohne ein Salat mit Mangos und Erdnussbutter angemacht....)

Die Eimerdusche

Kopfüber tauche ich in den Eimer. In einer seltsamen Mischung aus stehen und hocken beuge ich mich vornüber, um meine Haare so weit wie möglich alle in dem Eimer unterzubringen und sie alle nass zu machen, ohne dabei meine Kleidung zu gefährden. Als ich begreife, dass ich nicht so weit eintauchen kann, dass auch mein Hinterkopf nass wird- weder im Knien, noch im Hocken, noch im Stehen- nehme ich die kleine Schöpfschüssel und leere sie über dem noch trockenen Hinterkopf aus. Doch diese Prozedur erweist sich für meine europäischen, hirsegestärkten Pferdehaare erneut als zu mühsam. Kurzerhand hebe ich den Eimer an und stülpe ihn mir von unten über den heruntergebeugten Kopf. Drehe den Eimer, drehe den Kopf und als ich nach einer Weile endlich mit Turban und fertig gewaschenen Haaren, wie ein stolzer Sieger aus der Dusche marschiere, verwünsch ich insgeheim mein Vorhaben, meine Haare das ganze Jahr wachsen zu lassen, außer ich bekomme Läuse. Und als sie bei der tropischen Luft nach acht Stunden immer noch nicht trocken sind, beginne ich zu überlegen, welches Kind wohl Läuse haben könnte... :-D

Der Tag der Ankunft

Ich sitze auf der Schaukel, die kaum vier handbreit über dem Boden hängt. Sie ist an einem Baum befestigt und die Ketten schneiden ihm ins Fleisch, sobald ich mich auch nur ein bisschen bewege. Weit hinter den Campusmauern, in denen ich jetzt elf Monate leben werde, ragen aus dem Dunst die Berge auf. Aber nicht meine blauen, mit Nadelwald überzogenen  Alpen- es sind geheimnisvolle und unbestimmte Riesen, mit Umrissen, so schemenhaft, wie ein Schatten, deren Hänge mit Urwald bewachsen sind und die nachts seltsame Gerräusche von sich geben.
Meine Hände umfassen die Ketten etwas fester. Die Sonne bricht in einem ungewöhnlichen kupferfarbenen rot zwischen den Dunstschwaden hervor. Die feuchte Luft legt sich auf meine Haut, wie ein nasses Handtuch und die langsam aufkommende Abendbrise lässt die Blätter über mir leise flüstern. Ich schließe die Augen, will den Moment festhalten, aufehmen, sichern. Da höre ich das Getrappel vieler kleiner Füße, die durch das Gras geradewegs auf meinen Baum und meine Schaukel zurennen. "Teacher Melanie, teacher Melanie...!"...

Montag, 8. September 2014

Bald :-)

Ich sitze gerade im Office, also der Verwaltung der VOH-schule und kämpfe mit dem Internet. Es gelingt mir einfach nicht, die Verbindung davon zu überzeugen, meine Bilder in die große weite Welt hinauszuschicken. Deshalb nochmal der Hinweis auf meine Mitfreiwillige, die ich teilweise verlinkt habe. Der Lorenz hat wirklich wundervolle Bilder und der Johannes hat richtig gute Texte. Und das beste: die beiden haben Internet!! :-)

Also einfach mal dort vorbeischauen. Und wer die Möglichkeit hat, auf meinem Facebookprofil einfach mal reinschauen, da geht das Bilder hochladen nämlich seltsamerweise besser. Ich werde es aber auch hier immer wieder versuchen. Vielen Dank für die Geduld und ab nächster Woche, wenn wir hoffentlich endlich in unser Haus einziehen können und nicht mehr aus dem Koffer leben müssen und Eimerduschen, da kein fließed Wasser vorhanden, vollführen müssen, werde ich auch meinen Blog hier etwas ernster nehmen und regelmäßig Szenen aus dem Campusleben hier posten. Und wenn ich schon keine Bilder hochladen kann, dann will ich wenigstens versuchen mit Worten zu malen, mit der Sprache Bilder zu zaubern, denn Fotos kann man viele machen, aber das ganz persönliche Erleben kann man mit keinem Fotoapparat der Welt abbilden...

Eines noch vielleicht für heute: Wer hätte gedacht, dass man mit ein bisschen Handwäsche, (also ungefähr drei angesammelte Eimer voll) so viel Spaß haben kann, dass Regen (der jetzt grade hier runtergießt, und zwar wirklich!!! Deutscher Regen ist da eine Rasensprenganlage dagegen) so schnell kommen kann, dass man sich über ein Päckchen Haferflocken und ein Glas Erdnussbutter so freuen kann, und dass eine Plastikschöpfkelle und ein Eimer so ein wertvoller Besitz sein können, dass man mit zwanzig Personen in einem VW-Bus fahren kann, dass man in einer Woche mehr lernt, als in einem Monat zu Hause, dass man als Europäer einfach eine Nummer zu groß für die öffentlichen Verkehrsmittel, die Toiletten, die Stühle, die Decken und Waschbecken ist...und so regelmäßig der Vordermann die Knie in den Rücken bekommt, weil es einfach nicht anders geht!! Und wer hätte gedacht, dass ein Schlafsaal mit 20 Betten, mit Spülkästen, die man erst vollschöpfen muss, um dann zu spülen, mit schrecklich lärmenden Deckenventilatoren und tausender kleiner Miniameisen so schnell zu einem echten zu Hause werden würde...